Vergessen III

„Wahrheit“, „Gerechtigkeit“, „Bitte um Vergebung“, „Vergebung“, „Reparationen“, „Begräbnis“: Das sind die sechs Schlagworte der Bedingungen, die nach Lewis Hyde (in seiner „Fibel des Vergessens“ 2019) erfüllt sein müssen, damit jene Art des Vergessens einsetzen kann, die – besser als die Erinnerung – dazu taugt, Traumata wie Bürgerkrieg und Massenmord zu bewältigen. (Womöglich ist das Wort„Vergessen III“ weiterlesen

Vergessen

Irgendwann in der Mitte der Fünfzigerjahre – der Lehrstoff des Gymnasiums konnte meine Wissbegierde nicht stillen – fiel mir in der Hersfelder Stadtbücherei ein Exemplar von Eugen Kogons „Der SS-Staat“ in die Hände. Text und Fotos waren ein einziger Schock, und schockierend fand ich anfangs auch Kogons nüchtern-klare Berichterstattung: Wie konnte jemand dies ungeheuerliche Verbrechen,„Vergessen“ weiterlesen

Was das Land mit uns macht, wenn wir uns mit ihm einlassen

„Die meiste Berg-Literatur ist von Männern geschrieben“, bemerkt der Natur-Schriftsteller Robert MacFarlane, „und die meisten haben den Gipfel als Ziel im Blick. Nan Shepherds umherschweifende, sinnliche Erkundung des Cairngorm-Massifs ist erfrischend anders.“ Die Rede ist von Shepherds Büchlein „Der lebende Berg“, jener sprachlich gleichsam kondensierten Erfahrungsspur ihrer jahrelangen Wanderungen in den Bergen im Nordosten Schottlands,„Was das Land mit uns macht, wenn wir uns mit ihm einlassen“ weiterlesen

Gruss vom Federgeist

Das Deckweiss hat sich im Lauf der Jahre in der grossen Tube zersetzt zu einem Teil Paste und einem milchähnlichen Teil Wasserweiss, das nur ein blasses Druckbild gibt. Die Gänse-Daunenfeder auf meinen Grusskarten zum neuen Jahr kommt deswegen schwach heraus, was aber wie Absicht wirkt, wenn ich den Druck einfach kieloben drehe: Ist es dann„Gruss vom Federgeist“ weiterlesen

Den Maskentänzern ein Willkommen! Emanuele Coccias Stimme für eine Renaissance der alten Nähe zu Tieren

Unter den vielen, die aus allen Weltgegenden jeden Februar zur Karnevalszeit nach Venedig kommen, um sich – in aufwändigen Verkleidungen maskiert – in der Öffentlichkeit zu zeigen und von Hunderten unbekannter Touristen fotografiert zu werden, trafen wir (Touristen) vor einigen Jahren (2015) eine Dame, die sich als Monarch-Schmetterling ausstaffiert hatte. Unter vielen historischen Kostümen und„Den Maskentänzern ein Willkommen! Emanuele Coccias Stimme für eine Renaissance der alten Nähe zu Tieren“ weiterlesen

Neue Techniken öffnen neue Ansichten der Natur

Als Galileo im Jahr 1609 durch sein selbstgebautes Teleskop in den Nachthimmel schaute – erst sein technisch verbesserter Nachbau der holländischen Erfindung brachte die zwanzigfache Vergrösserung, die gewissermassen den Vorhang öffnen konnte -, erblickte er Einzelheiten, die vorher noch kein Mensch gesehen hatte. Die Milchstrasse, so stellte sich heraus, war gar kein Nebel, sondern entpuppte„Neue Techniken öffnen neue Ansichten der Natur“ weiterlesen

Sieben Generationen. Wie weit reicht unser Einfluss?

Im letzten Kapitel ihres weltumspannenden Buches „Timefulness. How Thinking like a Geologist Can Help Save the World“ zitiert Marcia Bjornerud Gedanken und Vorschläge zur Überwindung der falschen Zeitvorstellungen, die uns in unserer Zeit – in der erdgeschichtlichen Phase des Anthropozän – beherrschen. Sie selbst folgt mit ihrem Buch der Idee, dass wir durch das Studium„Sieben Generationen. Wie weit reicht unser Einfluss?“ weiterlesen

Die Verwandlungsbereitschaft der Dinge erscheint auf ihrer Oberfläche

Vielleicht ist die Verwandlungsbereitschaft der Dinge im Frühjahr am leichtesten zu verfolgen. Es drängt uns, morgens das Längerwerden des Lichts zu kommentieren, noch bevor wir nachschauen, ob auf Vogeltränke und Regentonne eine Eisschicht ist. (Eis auf der Regentonne bedeutet eine harte Frostnacht, doch findet sich in diesem Jahr dort ab Mitte März nur noch selten„Die Verwandlungsbereitschaft der Dinge erscheint auf ihrer Oberfläche“ weiterlesen